Grizi miteinander! Na wenn's Euch gefällt, schreib' ich gerne weiter. Meine Mittagspause fällt übrigens nicht selten kürzer aus als die Eure. Die Kilometer müssen erwandert werden, was v.a. hier in der Schwiiz gar nicht so leicht ist. Bin langsamer geworden. Entweder ist es sehr heiss, so z.B. heute mittag, oder es schüttet, so heute nachmittag. Ausserdem war ich gestern und vorgestern nicht alleine unterwegs. Doch dazu später mehr. Zurzeit sitze ich in einer Latinobar (Las Rocas), Bachata tönt aus den Boxen. Lustig, gelle? Ist übrigens absoluter Zufall. Ich habe meine Wirtin (Schlafen im Stroh) gefragt, wo man in Interlaken ins Internet kommt und da hat sie mir diese Bar empfohlen. Zufälle über Zufälle - bald kann ich's nicht mehr glauben. Auch dazu später mehr. Bin also in Interlaken. Soeben, völlig ahnungslos, was mich in diesem Ort erwartet, mit dem Fahrrad der Wirtin in die Stadt gefahren, und dann blicken mich - fast wäre ich vom Sattel gefallen, so überraschend kam es - die Gletscher der Jungfrau an (könnte auch Eiger oder Mönch sein). Fantastisch wie dieser Ort liegt. Dementsprechend touristisch geht es hier zu. Bueno, so ist also die Lage. Dann mal zurück zum Sonntag.
Regen am Morgern, tagsüber trocken, bedeckt und nicht zu heiss. Eine Schulmauer in Brunnen zeigt, was Kinder mit den Jahreszeiten verbinden, z.B. mit dem Frühling.
Die heutige Etappe führt überwiegend an den Hängen am Südufer des Vierwaldstätter Sees entlang, teilweise sehr steil und ausgesetzt.
Immer wieder mal eröffnet sich ein schöner Blick auf den See. Ach, die Schweizer Seen, einfach Klasse. Heute muss ich mich sputen, weil ich mal wieder erst sehr spät (in Brunnen) weggekommen bin. Ich habe mir ein ausgiebiges Frühstück im Cafe am "Hafen" gegönnt und dann war ich ja auch noch bloggen.
Ich lege nur kurze Vesperpausen ein. In Buochs verlässt der Jakobsweg den Vierwaldstätter See, letzte Gelegenheit für ein erfrischendes Bad. Verschwitzt wie ich bin nutze ich sie. Das ist in der Schweiz überhaupt kein Problem. Kaum eine Reglementierung. Hingehen, Ausziehen, Reinspringen - that's it. Etwa um Neun komme ich ziemlich ausgehungert in Stans an. Zuvor hatte ich mir am Ortsausgang von Buochs mal wieder einen Umweg erlaubt. Wie schon früher erwähnt, einmal pro Tag muss sein. Ich bin übrigens der felsenfesten Überzeugung, dass es nicht immer an meinen Träumereien liegt. Zumal ich mittlerweile von anderen erfahren habe, dass sie sich an manch einer meiner Knackpunkte auch verlaufen haben. Dummerweise passiert es meistens dann, wenn man am wenigsten damit rechnet. Diesmal hilft ein freundlicher Bauer, aus dessen Kuhstall lautstarke Rockmusik tönt. Er phast mich wieder richtig ein. Ach ja, mir scheint, dass mit dem Verlaufen birgt Potential für viele, viele Metaphern ...
Ich hab's ja dann doch noch nach Stans geschafft.
Auf dem Kirchplatz von Stans schaut die Eitelkeit einer Schönheit über den Rücken.
Das Hotel Engel am Dorfplatz lacht mich an. Hier esse ich zu Abend. Auf meine Frage, ob sie denn im "Touristenlager" noch was frei hätten, schaut mich der Kellner entgeistert an. Mehr aus Verlegenheit antwortet er: "Ähm, das machen wir schon lange nicht mehr." Ok. Dann muss ich mir eben ein anderes Quartier suchen. Ich blättere im Wanderführer. Dabei fällt mir auf, dass das Hotel Engel mit "Touristenlager" dasjenige in Emmetten ist, und nicht der Engel in Stans. Engel gibt es eben überall. Sei's drum, vom Engel aus melde ich mich via Handy bei Familie Waser zum Schlafen im Stroh an. Kein Problem. Kommen Sie nur vorbei, lädt Walter mich freundlich ein und beschreibt mir den Weg. Unser Hof ist gar nicht zu verfehlen. Er hat nicht damit gerechnet, dass es schon dunkel ist, als ich mich mit vollem Bauch (endlich mal wieder ein Weizen!) auf den Weg mache. Im Finstern sehen alle Höfe gleich aus. Ich greife lieber nochmals zum Handy und lasse mich von Walter zur Punktlandung in den Hof lotsen. Ich merke, der Bauer ist schon etwas ungeduldig (er war sogar im Ort gewesen um mich abzuholen, hat mich am Dorfplatz aber nicht gefunden - klar, ich sass ja im Engel). Ausserdem geht es schon auf Elf zu und er muss morgen wieder bald raus. Es folgt eine Kurzeinweisung. Heute Nacht bin ich der einzige Gast im Stroh. Gute Nacht.
Heimweh - Pilgern heisst auch mit den Füssen gegen Heimweh antreten. Heute kommt es oft. Die Sehnsucht nach dem Vertrauten und den Vertrauten. Glücklicherweise verhält es sich damit wie mit jedem anderen Gefühl. Es kommt und - es geht auch wieder. Plötzlich sind Sinne und Gedanken mit den neuen Eindrücken beschäftigt, und die Schmerzen sind dahin.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Lieber Peter,
grüß mir doch die hohen Berge!! Da bekomme ich direkt Gänsehaut - vor allem wenn ich an die Mönchsjochhütte denke mit dem Plumsklo außerhalb der Hütte (frier!!), den Brechtüten an der Wand (weil die Hütte so hoch liegt) und dem Automaten, wo man sich gegen Bares einen kleinen Becher halbvoll Zahnputzwasser kaufen konnte...Die Schweizer sind schon geschäftstüchtig..:-)
Trotzdem tolle Berge!
Peter, Dir weiterhin einen guten Weg und ich freu mich schon auf weitere Berichte von Dir!
Liebe Grüße und
buen camino
Thea
Kommentar veröffentlichen