Doch auf den Wurm muss ich lange warten. Erst dreieinhalb Stunden später gibt's in Markdorf ein Frühstück. Nördlich des Bodensees bin ich jetzt unterwegs, unweit vom selben, und bekomme ihn dennoch nicht zu Gesicht. Die Vorfreude steigt. Das Ziel der ersten großen Etappe auf meinem Weg nach Santiago ist in greifbare Nähe gerückt. Die Landschaft ist lieblich, kaum Steigungen, Obst- und Weingärten, so weit das Auge reicht. Gerne würde ich jetzt in einen saftigen Apfel herzhaft beißen. Allein, ich bin Verdurstender auf hoher See. Überall Wasser, aber ... Überall (unreife) Äpfel, aber ...
Der Versuch welche käuflich zu erwerben, schlägt fehl. Bei einem Bauern ist das Lager völlig leer, beim anderen ist auf dem Hof (Hinweisschild "Bioäpfel direkt vom Bauern") kein Mensch anzutreffen. Offensichtlich ein ungünstiger Zeitpunkt, so kurz vor der Ernte (fast hätte ich Rente geschrieben, ein Freudscher?).
Zurück zum Frühstück in Markdorf. Das genieße ich dann umso mehr. Sitze draußen im "Cafe Leckerle", warm eingepackt, denn es ist sehr frisch, wenn die Sonne gerade mal nicht scheint, was sie auch heute leider viel zu oft tut (das Nichtscheinen). Im "Leckerle" werden Produkte aus fairem Handel verkauft, aus dem Lokal rieseln Songs aus Afrika und Karibik nach draußen und dringen in mein Ohr, der Wirt ist sehr nett, die Seelen schmecken lecker (wie sonst) und seit langem gibt's mal wieder eine Banane. Hier gefällt es mir.
Weitere 3 Stunden später bin ich dann in Meersburg. Welch ein Kontrast. Hier geht der Punk ab. Tourismus pur. Oberstadt und Unterstadt, beides sehr schön anzusehen. Fachwerk über Fachwerk, doch in jedem Haus entweder ein Souvenirshop, eine Eisdiele oder ein Restaurant verpackt. Und, Menschen über Menschen, babylonisches Sprachengewirr. Harter Tobak für den einsamen Wanderer.
Dennoch, nichts wie runter zur Uferpromenade. Hier erfreue ich mich eine zeitlang am bunten Treiben, finde dann mit Müh und Not ein Zimmer (was sich später als Glücksgriff erweist), mache mich frisch und gehe - einer Empfehlung von meiner Zimmerwirtin Fr. Mayer folgend - bei "Da Bruno" so richtig gut essen. Krönender Abschluss der ERSTEN ETAPPE, der ersten 380 km. Guts Nächtle ;-)
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