Montag, 21. Juli 2008

Prozess um des Esels Schatten, von Mettenberg nach Winterstettenstadt (Sa 19.7)

Abschied mit Foto von den netten Wirtsleuten im Adler/Mettenberg und weiter nach Biberach.

Hier tobt wie ihr ja inzwischen wisst das Schützenfest. Kleiner Stadtrundgang mit Blechtrommeln als Backgroundmusik, z.B. vor dem Rathaus: ein Reisebus parkt, ein ganzer Sack voll uniformierter Spielmänner steigt aus, baut sich auf und - so schnell schaue ich gar nicht - schon marschiert die Kombo mit Getöse los. Skuril, da zu diesem Zeitpunkt kaum jemand von det janze Notiz nimmt.
Am Marktplatz erinnert eine unübersehbare Eselstatue an den "Bieberacher Esel", der auf ein Stück des Bieberacher Schriftstellers C.M. Wieland (19. Jhdt?) zurückgeht. In seinem Buch "Die Geschichte der Abderiten" hat er mit der Episode "Prozess um des Esels Schatten" die erste Satire in deutscher Sprache veröffentlicht, und die geht in etwa so: ein Zahnarzt mietet einen Esel samt Treiber, um im Nachbarort den Markt zu besuchen. Unterwegs wird's heiß, kein Baum, kein Schatten weit und breit, woraufhin der Zahnarzt, nicht dumm, den Schatten des Esels nimmt. Da hat er die Rechnung aber nicht mit dem Eselstreiber gemacht. Das war nicht abgemacht, nur der Esel war angemietet, nicht dessen Schatten. Ein Streit entbrennt, die beiden werden sich nicht einig, ziehen vor Gericht, der Zahnarzt gewinnt. Das Ganze geht in die nächste Instanz. Mittlerweile nimmt die ganze Stadt an der Auseinandersetzung teil. Der Streit spaltet Familien, Ehen, Freunde. Am Tag als das Urteil öffentlich verkündet werden soll, zerfetzt die hysterische Menge den Esel - womit sich das Problem erledigt hat .... Die Skulptur stammt von dem Nürnberger Peter Lenk, der hier in der Region an verschiedenen Ecken Spuren hinterlassen hat (u.a. in Konstanz, wo ich ja noch hinkomme).

Die 22 km der heutigen Etappe führen mich unter anderem nach Steinhausen, wo, wie man sagt, weltweit die schönste Dorfkirche das Dorfbild prägt (St. Peter und Paul). Stimmt schon, ist ganz schön. Nach dem Abendessen in Steinhausen im Biergarten des "Landgasthofs zur Linde" (wohliger Blütenduft umgarnt meine Nase), ziehe ich noch ins benachbarte Winterstettenstadt weiter, wo ich bei Einbruch der Dunkelheit eintreffe. Freundlicherweise erlaubt mir Bauer Zech in seiner Maschinenhalle am Ortsrand, in der auch einige Strohballen aufgestapelt sind, zu übernachten. Es wird eine unruhige Nacht. Autos kommen und gehen (besucht mich jetzt jemand?), die in der Halle geparkten landwirtschaftlichen Geräte spielen eine 3-Ton-Melodie, die auch von einem Menschen stammen könnte und irgendwann in der Nacht prasseln Regentropfen nieder, die das riesige Hallendach verstärkt.

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