Mittwoch, 8. Oktober 2008

Am Ende der Welt, Von Fisterra nach Kap Fisterre (Di 7.10)

Früstück mit Bianca in der Bar neben dem Albergue. Der Wirt, Anfang 60, ist viel rumgekommen, u.a. in Deutschland. Spricht sehr gut Deutsch und ist eine Seele von Mensch. Eine Freude bei ihm einen "Cafe con Leche" zu bestellen und ein "Setzen sie sich hin, ich bringe ihnen die Sachen gleich" als Antwort zu bekommen.
Heute Morgen hängt der Himmel voller Wolken, aber es ist trocken, und stellenweise bricht die Sonne durch. Ohne Rucksack auf dem Rücken spazieren wir zum etwa 4 km entfernten Kap Finisterre. Unterwegs schöner Blick zurück auf Fisterra, schöner Blick auf's Meer. Beeindruckende, mächtige Pilgerstatue auf halbem Weg.


Nach einer Stunde sind wir am Kap angelangt. Jetzt sind wir am Ende der Welt, am Kap Finisterre und, wie sollte es anders sein, die Sonne scheint. Es herrscht herrliches Wetter. Ich bin am Ziel, wir sind am Ziel!


Das Kap. Restaurant, Leuchtturm mit kleinem Museum, Parkplatz, Kunst: 6 massive Stellwände stehen auf dem Platz vor dem Leuchtturm, 2m x 1,50m, auf beiden Seiten Mosaiken. Motive, die mit der Region verknüpft sind: Landschaft mit Küste und Meer, Baum, Tierwelt, etc.


Hinter dem Leuchtturm die offizielle Feuerstelle. Als wir dort ankommen ist ein Paar gerade mit dem rituellen Kleiderverbrennen beschäftigt. Die beiden feiern das ausgiebig und dokumentieren den Vorgang mit ihrer Videokamera. Wir setzen uns hin und betrachten das Schauspiel. Neben mir ein Deutscher mit Kippe im Mund. Meine Chance. Ich schnorre und geniesen disen Smoke nach 2675 km!
Der Verbrennungsplatz liegt liegt sehr schön, leicht ausgesetzt. Über die flackernden Flammen hinweg erblickt man Schaumkronen auf dem tiefblauen Meer. Klasse.

Nach den beiden sind wir dran. Wir legen die mitgebrachten Klamotten in die Feuerstelle (T-Shirt, Socken, Unterwäsche). Freundlicherweise überlassen uns die Vorgänger den Rest ihres Brennspiritus.


Doch auch damit brennt unser Zeug nicht so recht. Mein rotes T-Shirt ist zu feucht. Ich ziehe mit dem Kram in eine Felsnische um, weil da die Windverhältnisse besser sind, nehme Zeitungspapier zu Hilfe, das eine "Zuschauerin" mir freundlicherweise zur Verfügung stellt und versuche mein Glück erneut. Schon besser. Schweiss und Tuch der letzten Tage, Wochen, Monate brennen lichterloh. Nach knapp einer halben Stunde ist der Spuk vorbei.

Bianca und ich hängen noch eine Weile am Kap rum. Doch irgendwann meldet sich der Bauch. Es fällt mir schwer mich von diesem Ort zu trennen. Nach so einem langen Weg. Eine Busladung Österreicher macht den Abschied leichter. Wieso werden Menschen immer so laut, wenn sie in Gruppen auftreten?

Zurück in Fisterra speisen wir in einem netten Lokal am kleinen Fischerhafen mit sehr gutem Service. Netter Wirt, nette Wirtin, gutes Essen. Um Fünf schmeisst man uns jedoch raus. Das Lokal macht mangels Personal für zwei Stunden zu, erklärt mir die Chefin. Sei's drum, auch hier sind wir wieder die letzten. Rumhängen am Hafen, in dem bei tiefstehender Sonne, das Fischerhafenklische hervorragend bedient wird. Jungs, die versuchen, mit selbstgebastelten Angeln Pulpos aus dem Becken zu fischen. Mit wenig Erfolg. Fischer in Gummistiefeln, die in Nussschalen zu ihren Bötchen rudern. Sehr schön.

Später feiern wir im gleichen Lokal mit Weisswein und einem Snack Abschied von Fisterra, vom Ende der Welt und voneinander. Und wen sehe ich so gegen 10 draussen winken und ins Lokal stürzen? Die drei vom Hostal, die Hamburger. Dachte ich mir doch, dass wir uns nochmal sehen werden. Freude, herzliche Begrüssung. "Dürfen wir uns zu Euch gesellen? Darfst auch nein sagen." prescht Rainer in gewohnt direkter Art vor. "Klar, nehmt doch Platz, Bianca liest in ihrem Buch und ich mache mir Notizen, wir sind wie ein altes Ehepaar, ihr stört in keinster Weise" kontere ich. Ein Spass! Über den Kräuterlikör, den die drei bestellen, kommen wir auf Becherovka und Chartreuse zu sprechen. Bernd steht auf Becherovka. Darf in Zukunft seine Bestellungen bei mir abgeben. Bianca, die Weinexpertin, brilliert mit Detailwissen zu Chartreuse. Schliesslich packt der Meisterfilmer Rainer seine Videokamera aus zeigt die jüngsten Aufnahmen vom Kap. Wow, u.a. tolle Aufnahmen vom Sonnenuntergang.


Na prima, damit haben wir auch den dritten rituellen Schritt erfüllt. Nach der Reinigung im Meer und der Kleiderverbrennung haben wir jetzt auch den Sonnenuntergang am Kap Finisterre erlebt. Jetzt steht unserer Neugeburt nichts mehr im Wege ...
Gegen 11 verabschieden sich die Hamburger, gegen Mitternacht schmeisst die Wirtin uns raus. Buenas Noches Fisterra.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Peter, hier ist der SalsaMartin, den du in deinen Seiten freundlichweise erwaehnt hast, war eine nette und sympatische Begegnung mit dir gewesen, ich bin heute aus Finisterra wiedergekommen, erreichte es am 8. Oktober gluecklich und zufrieden, habe etwas in deinen Tagen geschmoeckert, liest sich gut und bei vielen Orten und Beschreibungen ist es wie eine eigne Erinnerung

Einen Gruss aus Santiago

Martin

Anonym hat gesagt…

Yeah! Wow! Genial!
Peter, herzlichen Glückwunsch zu dieser wundervollen Schatzkammer an Erlebnissen, die du auf deinem Weg gesammelt hast und natürlich auch "chapeau" vor dem zurückgelegten Weg und vor der bewältigten Kilometerzahl. Es ist schön zu lesen, dass du deine letzten Etappen zum Finisterre so gesellig-trubelig, aber auch mit langsameren und leisen Momenten verbringen konntest. Ich wünsche dir eine gute verbleibende Zeit in Spanien und nen lässiges Ankommen im Leben in Deutschland.

Viele Grüße,
Julia aus Stuttgart

Anonym hat gesagt…

Hi Peter,
ich vermute, Du kommst jetzt bald nach Hause. Ich war von MI-heute, SO, wieder in Stadtsteinach... :-)
War wieder ein guter Kurs, ein schönes Fest und...und...und... . Freue mich, wenn Du mir Bescheid gibst, sobald Du wieder im Großraum Nürnberg bist... :-)
Gute Heimreise - wenn Du nicht schon hier bist.
Besten Gruß
Uwe

MargaretaB. hat gesagt…

Liebe Peter,
Wahnsinn! Du hast es geschafft. Jetzt quillst du sicher über vor inneren Bildern und Kraftquellen. Ich wünsche dir, zu Hause wieder gut anzukommen.
Wir haben dich in den letzten Tagen beim NLP-Masterkurs vermisst. Besonders gestern (Samstag) Abend ist uns wieder mal klar geworden: Mit Peter war es einfach schöner.
Viele Grüße
Margareta

Anonym hat gesagt…

Hallo Peter,
ja, wir haben Dich wirklich sehr vermißt, gerade auch beim Abschlußfest... schade, dass Du nicht da warst!

Schön zu lesen, dass Du auch gut am Kap angekommen bist!

Tja, der camino - Ende oder Anfang?
Wünsche Dir eine gute Rückkehr und drück Dir einfach die Daumen für Deinen weiteren Weg...
Liebe Grüße
Thea

Anonym hat gesagt…

Hallo, Peter, Hochachtung und Glückwunsch, du hast es geschafft! Und wie!!! Solch ein Elan, solch eine Freude am Weg und solch eine Begeisterung für Landschaften und Menschen. Herzlichen Dank für deine wunderbaren Zeilen! Ich habe dich gern und mit besonderem Interesse begleitet, konnten wir dich doch auch einige Kilometer, besonders beim Eintritt nach Frankreich, begleiten.
Liebe Grüße von Gerlind, die dich im Dreiergespann mit Gabi und Cordula kennenlernen durfte. Vielen Dank.

Peter B. hat gesagt…

Hallo Gerlind, hallo Ihr Drei!
Es freut mich sehr, dass Du/Ihr bis zum Schluss dabei geblieben bist/seid. Unser gemeinsamer Weg nach Frankreich gehört zweifellos zu den Highlights meines Caminos. - Ich habe einige schöne Fotos von dieser Etappe, aber keine E-Mail Adresse. Schickt mir doch einen Gruß an bakalov@web.de . Dann gibt's einige wirklich lustige Bilder!

Buen Camino
Peter