Matthias startet etwa 15 Minuten vor mir. "Du hast mich ja eh gleich." Von wegen ... In Uhart-Mixe fällt mir ersmalig die im Wanderführer beschriebene "Pelotawand" auf. Pelota ist ein baskisches Spiel, bei dem ein Ball gegen eben jene Pelotawand geworfen wird und vermutlich vom Gegenspieler zurückgespielt werden muss. Eine Art baskisches Squash? Ich weiss es nicht. Jedenfalls ist besagte "Pelotawand" neben der Kirche errichtet: erst geht's zum Spielen, dann zum Beten.
Im nächsten Ort Ostabat-Asme kehre ich ausnahmsweise mal zum Mittagessen ein. Mit am Tisch in der sonst leeren, sehr familiären Bar sitzen die Pilger Colette und Jean-Claude. Seit März ist er Rentner. Die beiden haben jetzt also Zeit und gehen bis Santiago. Nette Zeitgenossen. Lustig unser Gespräch auf Englisch-Französisch.
Etwas weiter in Larceverau hole ich Matthias dann doch ein. Wir verplempern einige Zeit mit dem Versuch, in Saint-Jean-Pied-de-Port zwei Betten zu reservieren. Der Ort hat keine Telefonzelle, also versuchen wir es in einem der Restaurants. In diesen sind die KellnerInnen vollauf damit beschäftigt, die Massen an älteren Herrschaften (Kaffeefahrt!) in Schach zu halten, haben wenig Zeit, zwei quengelnde Pilger mit einer Telefonleitung zu versorgen. Wenn's nach mir ginge, würden wir uns die Anrufe schenken. Geklappt hat es eh nicht. Aber so ist das nun mal, sobald man nicht alleine ist, gilt es mehrere Befindlichkeiten unter einen Hut zu bringen ...
Sei's drum, wir ziehen die letzten Kilometer (insgesamt werden es heute 42)in den verheissungsvollen Ort Saint-Jean-Pied-de-Port durch. Hier beginnen viele ihren Pilgerweg nach Santiago, auch Hape ist hier seinerzeit gestartet. Regen setzt ein. Es regnet, als wir im Ort ankommen.
Merkwürdig, die beiden wichtigsten Stationen auf dem französischen Jakobsweg, Le Puy und Saint-Jean-Pied-de-Port, haben mich mit Regen empfangen.
Matthias und ich sind geschafft. Jetzt muss schnell ein Zimmer her. Leider ist der "Esprit de Chemin" ausgebucht (Thea, hat leider nicht geklappt; Huberta ist aber wirklich sehr nett, ich habe sie heute Abend kurz kennengelernt), zwei Häuser weiter (Hausnummer 36) bei einer Nachbarin ist hingegen noch was frei. Doch da halte ich es keine 15 Minuten aus. Mein Gott geht es hier eng zu. Die Herbergsfrau (Matthias: "die giftet") versucht das Optimum rauszuholen. Nach einem kleinen Disput mit ihr, ziehe ich es vor, meine Sachen wieder zu packen und mir ein Hotelzimmer zu nehmen. Frust. Draussen schüttet es mittlerweile und ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll.
Man muss sich das so vorstellen. Ein kleiner, schnuckeliger Ort, der vor Pilgern überquillt. In der "Hauptstrasse", Rue de la Citadelle, grenzt eine Unterkunft an die andere. Die Lokale sind voller Menschen, die sich die Bäuche voll schlagen, während ich noch auf der Suche bin. Nicht Jammern, rein in den grössten Kasten am Ort. Dort wird man mir helfen. Das Zimmer für 220 Euro, das mir die hochschwangere, leicht mürrische Dame an der Rezeption anbietet, nehme ich allerdings nicht. Etwas widerwillig ruft sie für mich in einem günstigeren Hotel an. Und siehe da, die haben noch ein Zimmer frei. Yeah! Super! Ich muss zwar nochmal 10 Minuten durch den Regen stiefeln, aber die Aussicht auf ein eigenes Zimmer motiviert ungemein.
Danach wird dann alles gut. Zimmer passt, ich bekomme (obwohl schon nach Zehn) in einer Kneipe im Ort noch etwas zu essen, lerne zwei nette Britinnen kennen, die morgen in den Camino einsteigen werden und als ich mich auf den Rückweg ins Hotel mache, hat der Regen aufgehört. Vielleicht, vielleicht wird's morgen zur Pyrenäenüberschreitung ja sogar schön. Mein Wunsch für die Nacht.
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