"Albergue Andrés Munñoz" in Viana, auch hier stehen die ersten schon sehr bald auf. Trost spendet der niedrig stehende Vollmond, den ich vom Fenster des Zimmers aus sehen kann. Als ich auf die Strasse hinaus trete, trifft mich fast der Schlag. Es ist bitterkalt, keine 10 Grad. Bin gesundheitlich immer noch ziemlich angeschlagen. Da hilft nur eins, weiter gehen - andar, andar, ... Und das mache ich dann auch.
Die strecke nach Logroño ist wenig aufregend. Auf der Höhe einer Papierfabrik, zwei, drei Kilometer vor Logroño, verlässt der "camino" Navarra und setzt sich fortan in "La Rioja" fort.
Unterwegs ein kurzer Plausch mit zwei Pilgerinnen aus Irrland, die mir wegen ihres schnellen Tempos auffallen. Die Auflösung: heute ist ihr letzter Tag, Logroño Endstation ihrer einwöchigen Pilgertour. "Bueno, ...".
Auf der Brücke "Puente de Piedra" über den Ebro erreicht man Logroño und die Pilgerstrasse, die durch den Ort führt. Ich nehme mir einige Stunden Zeit (Jakobskirche, Cafe, Post, Internet). Während die Altstadt um die "sirga peregrina" auf mich einen etwas verkommenen Eindruck macht, wirkt das Geschäfts-, Cafe- und Barviertel weiter südlich in Richtung Bahnhof einladend. Für mich ungewöhnlich die Vermischung von Wohn- und Geschäftswelt, die man hier, wie auch in anderen Städten Spaniens, antrifft (z.B. auch in Burgos). Viele Menschen leben in riesigen 10-stöckigen Wohnhäusern mitten in der Stadt.
Natürlich gibt es darüber hinaus die Bettenburgen in den Aussenbezirken. Ich meine, dass man die Franko-Ära in manchen Städten schon noch deutlich spürt, insbesondere dort, wo die Nachkriegsarchitektur das Stadtbild prägt.
18 km südlich von Logroño liegt die Burg von Clavijo. Hier war es, wo der Legende nach der Apostel Santiago als Retter auf einem Schimmel die Mauren tötete und so König Ramiro I zu einer siegreichen Schlacht verhalf (Santiago, el matamoros, wie schon gesagt, halte ich nicht allzuviel davon).
Gegen Vier mache ich mich auf die Socken. Am westlichen Stadtrand führt der Jakobsweg durch eine ausgedehnte Parkanlage (nett), die nahezu nahtlos in ein Naherholungsgebiet an einem Stausee übergeht. Viele Walker, Jogger, Spaziergänger, Radler und Angler hier. Am westlichen Ende des Sees mache ich Brotzeit, bevor die restlichen Kilometer nach Navarrete angepackt werden.
Dieser Abschnitt schmiegt sich stets ansteigend, recht langweilig an eine Autobahn und führt später über die A 68. Hier auch die Stelle, an der Pilger aus Gras und Ästen Kreuze in die Maschen des Autobahnzauns geknüpft haben. Schon lustig, einer fängt an, der nächste machts nach und irgendwann ist der Ort zu etwas besonderem mutiert.
Am Ortseingang von Navarrete treibt ein Schäfer seine Tierchen im satt orangenen Lich der tiefstehenden Sonne nach Hause. Passiert mir übrigens sehr oft, wenn ich spät ankomme. Die Begrüssung durch Schäfchen gehört schon fast zum abendlichen Ankommensritual.
Ich quertiere mich in der "Albergue touristico el cantaro" ein. Geräumiges Zimmer mit 8 Betten. Das ist ok. Lustiger Zufall - Edelmira und ihre beiden Begleiter schlafen im gleichen Zimmer.
Zum Ankommensritual gehört wie schon erwähnt das Wäsche waschen. Klar, das macht jeder. Und dennoch fehlt in den Bädern der meisten Herbergen der Stöpsel an den Waschbecken. So muss halt z.B. eine Socke herhalten. Das geht, ist aber lästig. Warum nur? Vielleicht, weil es nicht erwünscht ist, dass die Pilger waschen? Aber es wird geduldet. Wo bleibt da die Logik? Hab' noch keine Antwort gefunden.
Das Abendessen lasse ich ausfallen. Bin zu schlapp, zu wenig hungrig. Einige Kekse reichen mir.
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