Die ersten 5 km nach Pamplona sind schnell abgespult. Unterwegs kurzes Gespräch mit einem älteren Pilger aus Hessen, Joachim, seit 2 Tagen auf dem Weg und sowas von schlecht drauf. Schimpfen auf andere, Heimweh, ... Mensch Joachim, take it easy, klopfe ihm auf die Schulter und schaue, dass ich Land gewinne.
Pamplona gehört nicht gerade zu den Perlen Spaniens. Hässliche Wohnburgen in den Aussenbezirken. Altstadt und Plaza ganz ok.
Die Kathedrale wegen ihrer klassizistischen Fassade von aussen nicht sehr ansehnlich, innen dann doch ein schöner Vorgeschmack auf die gotischen Meisterwerke, die auf dem Weg noch kommen werden. Auffallend, im Zentrum des Hauptschiffes, das Grab des Königspaars: Karl III, der Edle und Leonar de Trastamara von Navarra. Aus Alabaster die Totenfiguren und die Antlitze des Herrscherpaars. Sie drücken für mich Machtinstinkt und Lebensfreude aus. Das war mal, lange, lange tot die beiden.
Regenschirmkauf (für 8,50 € in einem Ramschladen an der Plaza) - fortan neben Foto mein Markenzeichen - Tapas in einer Bar (pulpo, patatas arugadas, pimientos del padrón ;-)). Zum Abschied schenkt mir die Bardame eine Ansichtskarte mit Stierkampfmotiv. Ein ihrer Freunde würde diese Fotos schiessen. Stunden im Internet.
Es ist schon Vier, als ich Pamplona verlasse. Nach 14 km und teilweise steilem und steinigem Anstieg ist die Passhöhe "Puerto del Perdón" (Tor zur/der Entschuldigung) erreicht.
Gerade recht, dass die Pilger hier durch müssen ;-) Da es spät ist, bin ich alleine unterwegs. Hier oben auf 734 Meter Höhe pfeift vielleicht ein Wind. Schon in der Stadt war es kühl, aber oben auf dem Pass hat es weniger als 10 Grad. Ohne Goretex wäre das nichts. Trage die Jacke schon den ganzen Tag. Kaltes Baskenland. Kein Wunder, dass die gesamte Bergkette mit Windkraftanlagen besetzt ist. Alle Propeller rotieren wie wild. Das gibt eine gute Stromernte.
Die Strecke von Pamplona hoch zum Pass gefällt mir sehr gut. Das erste Highlight in Spanien. Landschaftlich abwechslungsreich und reizvoll. Abgeerntete Getreidefelder so weit das Auge reicht, schroffe Hügelketten, Erdfarben wohin man schaut. Nach Osten blickt man zurück auf Pamplona, das wie ein Teppich in der Landschaft liegt. So aus der Ferne besehen ist der Ort dann doch ganz nett. Das kennt man, gelle?
Die Luft ist klar, es herrscht fantastisches Spätnachmittagslicht, am Himmel hängen bizarre Wolkenformationen. Krokusse am Wegesrand. Ich mag die Passhöhe gar nicht verlassen. Wie im Schattentheater markieren menschengrosse Figuren aus rostigem Metall, Darstellungen von Pilgern mit/ohne Esel/Pferd, die Kante zum Abgrund. Sehr schön anzusehen das.
In Uterga mache ich Etappe. Eine von aussen (und innen) recht schöne "Albergue" lädt zum übernachten ein. Als ich an der Rezeption nach einem freien Bett frage, läuft mir Martina II (die Post) über den Weg. "Ist schö do, kannscht bleibe". Na jetzt muss ich gar nicht mehr überlegen. Empfehlung, Begegnung mit "alten" Weggefährten, was will man nach so einem erlebnisreichen Tag mehr?
Die beiden Martinas und ich essen gemeinsam zu Abend. Das Pilgermenü, na ja, lau und ungewürzt, aber immerhin werden wir satt. Die Martinas trinken Wein, ich trinke Tee. Bin gesundheitlich angeschlagen, mein Hals krazt.
Martina I (das Krankenhaus) geht meine Pilgerapotheke durch und empfiehlt Tigerbalsam auf die Stirn und Aspirin in den Bauch. Das mache ich denn auch, bevor ich mich in mein Bett rechts-hinten-oben im 8-Bett-Zimmer verkrümele. Die beiden Mädels haben es besser erwischt, leisten sich heute Nacht den Luxus eines eigenen Zimmers.
1 Kommentar:
Hi Peter, einfach so mal schöne Grüße und Glückwunsch zu Deinen 2000! Mir bist Du ziemlich davon gelaufen, hänge noch bei "Nikos Karren". Viel zu tun zur Zeit...aber das freut uns ja ;-)))
Noch viel Glück auf den letzten 600!
Karl
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