Montag, 22. September 2008

Hühner in der Kirche, Von Santo Domingo de la Calzada nach Belorado (Mi 17.9)

Hi Uwe, es soll Leute gegeben haben, die gegen Ende zu sehr langsam geworden sind, weil sie nicht ankommen wollten. Das Gefühl habe ich im Moment jedenfalls noch nicht. Ich will ankommen (vorgestern 51 km, gestern 44 km !).
Bin in San Nicolás, Mittag, habe gerade mit dem netten Peter aus Mittelengland einen Kaffee geschlürft. Regen seit heute Morgen. Wenn ich der netten Bardame glauben darf, dann wird's eine Woche lang feucht bleiben. Na toll! Zumindest hat sich die Investition in den Regenschirm dann wenigstens rentiert. Heute Morgen hat er sich jedenfalls schon bestens bewährt :-)

Zurück nach Santo Domingo. Am Morgen Abstecher zur Kathedrale, die um diese Uhrzeit leider noch geschlossen ist. Schade, hätte mir gerne die lebenden Hühner angesehen, die in der Kirche in einem gotischen Käfig gehalten werden. Santo Domingo ist der Ort, in dem sich die Legende von dem pilgernden Vater-Sohn-Gespann zugetragen haben soll, von der hier schon früher die Rede war (siehe Kapitel Tafers, Schweiz: Sohn wird am Galgen aufgeknöpft, weil er die Wirtstochter verschmäht, dem Richter fliegen die Hühner vom Teller, ihr erinnert Euch?). - In einer Bäckerei verkauft mir eine Russin(!) das Brot für den Tag. Blond, Akzent, das kommt mir spanisch vor und stellt sich als russisch heraus.
Kurz hinter Santo Domingo verlässt der Camino nach Überquerung des Rio Oja (daher Rioja! - wieder was gelernt) und einem langgezogenen Anstieg die Region "La Rioja".




Nun geht's tagelang durch Kastilien-León. Abgemähte Felder so weit das Auge reicht.







Fantastische Landschaft. Auf den ersten Kilometern am Morgen ist die Bundesstrasse noch einige Kilometer entfernt. Man sieht den Schwerverkehr, aber man hört ihn nicht. Es herrscht Stille, nur die eigenen Schritte dringen ans Ohr. Ein merkwürdiges Gefühl, als sei die Szenerie in Watte gebettet.
Vormittags hängen Wolken am Himmel, es ist diesig, nicht mehr so heiss. Bisweilen brist der Wind auf. Wandern mit der Frage: "Fleece an oder aus?". Blick in ewige Weite, in sanfte Hügellandschaft. Später kilometerlang entlang der Bundesstrasse N 120. LKW-Fahrer grüssen mit (Licht-)Hupe.


Beim Einlaufen nach Belorado komme ich kurz mit dem Iren Derek ins Gespräch. Er erzählt, dass er in dem Albergue am Ortseingang auf keinen Fall absteigen konnte. Dort flatterten Fahnen aller möglichen Nationen, sogar der Union Jack, aber nicht die Irische. Stupid!
Ich belasse es heute bei der relativ kurzen Etappe von 24 km, bleibe in Belorado und quartiere mich im private Albergue "El caminante" ein. Belen, die Wirtin, ist ein Herz von einer Hospitalera. Freundlich, auskunftswillig, alles kein Problem. Im Schlafraum etliche Betten, aber man hat Platz seine Sachen abzustellen. Wasche meine Klamotten zusammen mit den beiden Herren Luis und Antonio aus Sao Paolo. Verbringe den Nachmittag bei Tapas, Bier und Internet in der Bar "Boulevard". Pilgerabendessen bei Belen. Am Tisch die beiden Brasilianer und das französische Rentnerehepaar Francoise und Jean. Die beiden haben auch schon 1000 km auf dem Buckel. Die brasilianischen Pilger fallen aus allen Wolen, als sie von unseren Kilometerleistungen erfahren. Nette Runde, wir haben viel Spass. Abschiedsfotos.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Pedro,
wie weit hast Du es denn noch?
LG
Uwe