Dienstag, 2. September 2008

Früchte in Fülle, Von Cahors nach Lascabanes (Sa 30.8)

Sitze in der Turisteninformation in Lectoure, morgen gehts weiter nach Condom (Norbert, you're right).
Endlich mal wieder durchgeschlafen, wenn auch nur 6 Stunden und nicht alleine. Nein, nicht was Ihr denkt. Hatte kleine Tierchen zu Gast, die mich ziemlich zusammengestochen haben. Hoffentlich habe ich davon keine im Gepäck. Ausgiebiges Frühstück im Hotel, anschliessend hinüber in die Altstadt. Samstag, Wochenmarkt, ein Traum. Ein quirliges Treiben, zufriedene Gesichter bei den Marktweibern und -herren, die die Früchte ihrer Arbeit zu Markte tragen, freudig-glückliche Gesichter, gierige Augen bei den Kunden. An allen Ecken stehen Menschen zusammen, Freunde, die sich zufällig getroffen haben und auf einen Plausch stehen bleiben. Und die Produkte! Kein Wunsch bleibt unerfüllt. Obst, Gemüse, Käse, Wurst, Wein, Fisch, Fleisch, Haushaltsartikel, die Schätze der Region zusammengetragen an diesen Ort, alles, einfach alles wird feilgeboten. Die Marktstände quellen vor Trauben, Nektarinen, Honigmelonen, Paprika, Bohnen, Zuchini und vielem mehr, die engen Gassen dazwischen vor Menschen über. Markt, Abbild des Wohlstands, Abbild der Reichtümer der Region und Barometer für die Bedeutung, die in dieser Region, in Frankreich, Küche und Ernährung beigemessen werden. Hier ist sie jedenfalls sehr hoch. Herrliches Gefühl über den Markt zu schlendern. Am liebsten würde ich aus dem vollen schöpfen und so richtig einkaufen...



Um viertel Drei verlasse ich Cahors. Die Hitzewelle hält an. Heute dürften es deutlich über 30 Grad sein. Mitten in der Stadt kommt mir Marie-Elen entgegen. Sie ist völlig durchgeschwitzt. Alles klar, ich weiss, was auf mich zukommt. Peter, nicht jammern, einfach laufen. Über den Lot und dann steil hinauf. Im Nu bin ich nass geschwitzt. Vom "Croix de Magne" ein letzter Blick auf die Stadt hinunter, deren Lage von hier oben sehr schön überblickt werden kann. Cahors hat mir sehr gut gefallen. Nette Altstadt, nette Erlebnisse, nette Menschen.


Bei brütender Hitze geht es über das Plateau (Caussee). Die Landschaft wie gehabt: Büsche, Eichen- und Pinienwälder, Sonnenblumenfelder, angenehme Aromen.


Der Weg führt durch Weiler mit schöne Villen, sowohl alte (sehr schön, Atmosphäre!), als auch neue (weniger schön, steril), die meisten mit Pool. Jetzt mal kurz reinspringen, das wär's. Heute achte ich peinlichst darauf, immer genug Wasser zu haben. Etwa 7 km vor Lascabanes, meinem heutigen Ziel, lege ich eine Rast ein. Zur Nachspeise gibt es Haselnüsse, die ich seit Saint-Andrew mit im Gepäck habe. Ihr erinnert Euch? Reiter und Reiterin kommen vorbei, grüssen freundlich. Da ich heute sehr spät aufgebrochen bin, treffe ich unterwegs keine anderen Pilger. Die sind schon längst an ihrem Tagesziel angekommen.


Gegen halb Acht erreiche ich das Gite von Madame Bessieres in Lascabanes. Die anderen Gäste sitzen schon beim Essen, als ich völlig verschwitzt den Rucksack abnehme. Mache mich schnell frisch und setze mich an den im Garten stehenden Tisch. Da sind die meisten schon auf dem Weg in die Koje, um kurz nach Acht! U.a. auch das ältere Ehepaar aus dem Burgenland, mit dem ich heute Nacht das Zimmer teilen werde. Lediglich Kilian aus dem Wallis (einer der bis nach Santiago geht) und Josefine aus München leisten mir Gesellschaft. Das Abendessen ist reichlich und gut. Frau Bessieres ist eine gute Köchin, ansonsten ist die recht burschikose, stets ein Kopftuch tragende Anfang Fünfzigerin recht zurückhaltend. Es ist ein herrlich lauer, klarer Abend. Die Sterne leuchten am Firmament. Zum Tagesabschluss sitze ich auf der Terasse und mache mir Notizen. Eine Kröte kommt des Weges daher, einer Fliege auf den Fersen. Erwischt das Insekt aber nicht. Als letzter krieche ich kurz vor Mitternacht in den Schlafsack. Alles ist bereits still.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Peter!
Welche Sorte von kleinen Tierchen hat Dich denn gebissen? Wenn Du Dich sorgst, sie evtl. mit im Rucksack mitschleppen zu können, klingt es nach Bettwanzen...(die können ganze Stichstraßen anlegen)
Hast Du denn ne gute Salbe gegen die evtl lokal auftretende Entzündung/Juckreiz dabei?
Letztes Jahr haben die Hospitaleros auf dem camino frances teils sehr auf den Stempel der vorherigen Herberge geachtet und zum Teil nachgefragt/ die Nase gerümpft aus Sorge, man könnte ihnen solche Tierchen einschleppen... Heuer war mindestens eine Herberge (wie man hörte = die stille Post des camino hat auch Gutes) deswegen geschlossen, vor einer wurde gewarnt. Aber die Bettwanzen gibt es ja nicht nur in Herbergen sondern auch in Hotels etc. Leider.

Ich wünsche Dir auf alle Fälle einen ungezieferfreien camino!

Thea

Peter B. hat gesagt…

Hallo Thea,
ich tippe auf Bettwanzen, im Hotel (!) in Cahors. Bin noch am beobachten, wie sich die Sache weiter entwickelt. Danke für die Infos.
Liebe Grüsse aus Condom ;-)
Peter

Norbert Leinfellner hat gesagt…

Ich wusste ja: Condom!
;-)
Wie ist eigentlich die Geburtenrate dort? Ausschliesslich Zuwanderer?

Bye,
Norbert