Lousanne, Backpackers. Stickige Luft, Schnarchen, Unruhe - Bettenlager ist einfach nichts für mich. Mal sehen wie das in den Refugios in Spanien wird. Aber bis dahin fliesst noch viel Wasser die Rhone hinunter (an der bin ich nämlich zur Zeit; die fliesst schon sehr breit aus dem Genfer See heraus - wie der Rhein am Bodensee in Konstanz, fällt mir gerade so auf).
Dessen ungeachtet geht es mir heute blendend. Ich geniesse das hier und jetzt, folge nach einem typisch französischen Frühstück (Marmelade, Brötchen, Croissant und Kaffee) dem Weg hinunter zum See. Es ist etwa 9, nicht zu warm, es weht ein zartes Lüftchen. "Wie man reist so lebt man", kommt mir in den Sinn. Wofür stehen dann Luxusurlaub, Pauschalurlaub, Studienreise, Abenteuer- und Wanderurlaub? Kann sich jeder selbst seinen Reim drauf machen. Ich jedenfalls liebe das Abenteuer, wenig Planung, Vertrauen in das Universum. Vielleicht liegt darin der Schlüssel zu meiner Spiritualität. Vertrauen ins Universum. Andere würden es Gottvertrauen nennen. Jedenfalls mache und machte ich oft die Erfahrung, dass es schliesslich doch immer irgendwie geht. Ein Zimmer gefunden wird, eine Begegnung, ein Laden, eine Unterstellmöglichkeit, zur rechten Zeit etc.
Mir gefällt das Wandern entlang des Sees. Viele finden es langweilig und nehmen das Schiff von Lousanne nach Genf. Nö, nö - ich will alles zu Fuss gehen und wie gesagt, mir gefällt es. Alle Nase lang führt ein Steg zum See und ruft: "Komm, spring herein, erfrische Dich". Ich folge nicht, noch nicht. Später dann aber doch.
Es herrscht Ruhe in die bisweilen das Kreischen von Möwen schallt. Die Strände sind menschenleer. Opas, Omas führen ihre Enkel aus, Jogger und Joggerinnen - that's it. Ach ja, das Joggen. Ob Ihr es glaubt oder nicht, es fehlt mir. Die Bewegung ist einfach eine andere. Ausserdem hat man nicht so viel Gepäck auf den Schultern ;-)
Ich komme durch Morges (schönes Schloss),
schaue einer Entenfamilie beim Tauchen zu. Total lustig. Fast synchron tauchen alle ab, um dann - plop, plop, plop - sukzessive wieder aufzutauchen. Ab Morges geht es leider nicht mehr am See entlang. Von hieran gehört der See überwiegend Privatleuten. Michael Schuhmacher soll hier leben.
Irgendwo in den Weinbergen - das Landschaftsbild ist jetzt von Weinreben, Apfelplantagen und Feldern geprägt -
begegnen mir Willi und Ralf aus der Nähe von Stuttgart. Zwei rüstige 70jährige, die diesmal die Strecke bis kurz vor Le Puy absolvieren werden. "Bist Du Rentner?" lautet eine der ersten Fragen Willis, als ich mich oute.
Ich muss herzhaft lachen. Schön wär's. Ach, vielleicht gar nicht so schön. Langweilig jedenfalls würde es mir nicht werden. Im worst case: Pilgern, pilgern, pilgern ... kleiner Scherz. Auf diesem Abschnitt nach Rolle komme ich übrigens auch an Kiwiplantagen vorbei. Das hat mich überrascht. Dachte die kommen entweder aus Israel oder eben aus Neuseeland. In den Dörfern kann man sich stets mit frischem Wasser versorgen. Ich liebe die Brunnen.
In Rolle angekommen kühle ich mich erst mal mit einem Schwumm im See ab. Mitten an der Promenade steige ich ins Wasser. Kein Mensch schert sich darum - bis auf einen Senior, der, als ich wieder "salonfähig" bin, freundlich fragt, ober er mich ablichten soll. Aber gerne doch.
Den Abend schliesse ich mit einer Kostprobe der lokalen Weine ab (Weiss und Rot). Gut. Das Lokal hat drei Tischchen draussen an der Rue Grand stehen, an einem davon sitze ich. Hinter mir unterhält sich die Kellnerin mit einer Kundin. Ich lausche dem Singsang ihres Gesprächs. Die französische Sprache hat sehr viel Melodie.
Anschliessend wandere ich zum Strand rüber, wo ich mir einen geeigneten Schlafplatz suche.
Ich liege bereits in den "Federn", als ein weiterer Pilger/Rucksackträger in gebührendem Abstand seinen Schlafsack ausrollt. Auch nicht schlecht. So sind wir nicht allein.
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1 Kommentar:
:-) Vier-Bett-Zimmer sind ja eher noch der reine Luxus, es geht noch ganz anders! Alles wohl eine Frage der Perspektive. Und eine Frage von guten Ohrstöpseln...
Buen camino!
Thea
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