So, heute zunächst locker durch ein paar kleinere Ortschaften hinunter zur Rhone. Mit dem wunderschönen Anblick eines 30 Jahre alten Atommeilers verabschiedet sich das Departement Isére. Auf 150 m Meereshöhe überquere ich die Rhone und betrete auf der anderen Uferseite das Departement Loire.
Schon sind die Landhäuser nicht mehr aus Lehm, sondern aus Stein. Die neue Region empfängt mich sehr freundlich.
Schon im Begriff den Ort Chavanay zu verlassen, ruft mir ein Senior hinter her und winkt mich zu sich. Durch eine dunkle Eingangstür gelange ich in einen winzigen Weinkeller, wo der freundliche Alte sich und mir einen Tropfen aus dem Partnerschaftsfass einschenkt. Wenn ich mich recht entsinne, ist Buchholz (nie gehört) die Partnerschstadt von Chavanay. Sei's drum. Chantee! 79 Jahre, 1949 in Konstanz stationiert, damals zu Fuss bis nach Fribourg marschiert. Halt die Geschichten, die die Alten gern zum Besten geben. Die Kommunikation ist nicht ganz einfach, weil das wenige Deutsch, das mein Gastgeber seinerzeit gelernt hatte, in 60 Jahren verblasst ist (wie mein Französisch in 22 Jahren übrigens auch). Schreiner sein Beruf, so viel verstehe ich. Als ich im Begriff bin zu gehen, zeigt er mir eines seiner Werke, einen ovalen Holztisch, Intarsienarbeit aus verschiedenen Hölzern. Strahlenartig laufen die Sektoren zum Zentrum hin. Saubere Arbeit, gutes Stück - im Gegensatz zu dem Rotwein, der für meinen Geschmack viel zu süss ist, mit Zimt und Zucker angereichert, wie der Senior freimütig bekennt. So 'ne Art loirescher Glühwein vielleicht, I don't know. Wer's mag. Zum Abschied gibt er mir einige handvoll Wanüsse mit auf den Weg. Schon wieder Nüsse! Was will mir das nur sagen? Gestern die Haselnüsse vom 9-jährigen Gabriel, heute die Walnüsse vom 79-jährigen Schreiner. Altersmässig liege ich fast exakt in der Mitte. Nüsse sind nahrhaft, reich an Fett und Eiweis (oder?). Nüsse sind hart zu knacken. Hm. Muss noch in mir arbeiten. Any idea?
Von Chavanay geht's bisweilen sehr steil hinauf auf 600 m nach Saint-Julien-Molin-Molette. Mit den Niederungen ist es erst mal vorbei. In den nächsten Tagen werde ich weiter steigen. Obwohl es sich am Nachmittag bewölkt, tun sich immer wieder grandiose Ausblicke auf. Nach dem etwas langweiligen Terrain der letzten beiden Tage ist die Landschaft wieder sehr schön.
Fast scheint es, man könne bis ans Ende der Welt blicken. Teppiche von Apfelplantagen prägen den Charakter dieses Landstrichs, etwas Wein mischt sich darunter.
Vermutlich eine der Apfelkammern Frankreichs.
Schön für mich: anders als am Bodensee sind die Äpfel hier reif. Nur gut, dass mich die Äpfel im Bioladen in Chavanay nicht angemacht haben. Da hätte ich ja wirklich faule Eulen nach Athen getragen.
Im Gite d'etappe von Saint-Julien bin ich der einzige Gast im 6-Bett-Zimmer.
Praktisch. Ich gönne mir ein Abendessen im Restaurant. Das Beste ist die Nachspeise: Crep mit Nutella und Cafe au lait. Tres bon et bon nuit.
1 Kommentar:
Hallo Peter,
bin fleißig am Durchstöbern deiner Berichte :-) Endlich mal ein Regenbogen! Das wurde aber auch Zeit, nachdem uns bzw. speziell mir am Brünigpass keiner vergönnt war.
Und die Häuser verändern sich wirklich so abrupt, sobald man eine Departementsgrenze überschritten hat?
Na, da fühle ich mich aber mal stark in meiner "Theorie" bestätigt, die ich in Brienzwiler aufgestellt habe :-) Zum Thema Nüsse fällt mir leider mal so gar nix sprühend Philosophisches ein - außer, dass sie zum Wandern halt mal einfach praktisch sind! Verderben nicht, schmelzen nicht und nehmen im Rucksack keinen Platz weg, da sie schön dorthin kullern, wo sowieso nichts anderes hinpasst. Naja, und Nüsse können keimen, reifen - genauso wie neue Ideen keimen und reifen. Hilft dir das jetzt weiter?
Bei uns laufen so langsam die Vorbereitungen zum Tag des offenen Denkmals an. In Esslingen wird die bundesweite Eröffnung stattfinden. Dementsprechend sind alle etwas aus dem Häuschen. Unsere Werkstatt hat sich ein tolles Thema für die Kiddies überlegt: "Eiskalt, knochentrocken, beinhart - Gefriertrocknung in der Konservierung"
Zieht gut finde ich! Und die Kinderbetreuung wird bestimmt wieder ein schöner, aber auch anstrengender "Knochenjob". Letztes Jahr haben mir die Kleinen solche Löcher (Anglerarme, die wären jetzt sehr fein zur Veranschaulichung:-) in den Bauch gefragt! Durch die Kinder lernt man dann wenigstens sich verständlich und ohne Fachidiotie auszudrücken :-)
Alle guten Wünsche auf deinen Weg!
Viele Grüße
Julia
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